Sonntag, 7. Januar 2018

[Info] Das ultimative Interview

Schreiben

1.   Wann und wie habt ihr angefangen zu schreiben?
Nat: Ich habe vor Ewigkeiten damit angefangen, ich würde grob schätzen, mit 12 oder so. Also vor schlappen 30 Jahren.

Gerry: Durch eine private Gruppe auf BookRix bin ich zum Schreiben gekommen. Eigentlich war es als Jux gedacht, doch der hohe Zuspruch der Gruppenmitglieder hat mich dazu gebracht, einfach weiterzumachen und dann auch an die Öffentlichkeit zu gehen.

2.   Wann kommen euch die besten Ideen zu euren Büchern?
Nat: Das ist vollkommen unterschiedlich. Manchmal ist es ein Lied, eine bestimmte Zeile im Songtext, eine Stimmung, manchmal ein Film, der thematisch etwas in mir anspricht, das ich dann anders umsetzen will und muss, manchmal sind es Szenen, die ich im Alltag sehe und weiterspinne, manchmal sind es Träume, die mich in den Wachzustand verfolgen. Kurzum, was immer interessant genug ist, um mich in irgendeiner Form anzusprechen, habe ich entweder eine Geschichte dazu im Kopf oder mindestens eine Szene.

Gerry: Das kann ich gar nicht genau definieren. Es kann durch eine Fernsehsendung, einen Film, eine Alltagssituation oder durch Musik ausgelöst werden. Buff … und schon spukt ein Satz, ein Name oder eine kurze Szene durch meinen Kopf.

3.   Wie schreibt ihr Bücher zusammen?
-      Sitzt ihr nebeneinander und tippt oder jeder für sich?
Nat: Das ist sehr unterschiedlich. Bei manchen Büchern haben wir während des Schreibens noch nicht zusammengelebt. Diese haben wir geschrieben, indem wir getrennt geschrieben und uns per Dropbox ausgetauscht haben. Entscheidung und Wirklich nur Freundschaft haben wir komplett geschrieben, bevor der andere ‚ran‘ durfte.
Mailchaos war eine Ausnahme, die später erklärt wird.
Diese Vorgehensweise haben wir noch immer, aber nun stehen die Computer nebeneinander und wir diskutieren auch während des Schreibens miteinander, nicht erst, nachdem die Kapitel fertig sind. Besonders viel gesprochen haben wir bei Traumloser Alpträumer, weil wir immer wieder umplanen und entscheiden mussten, wohin die Reise für Denno und Tamino führen sollte.

Gerry: Als wir noch nicht zusammen gewohnt haben, erfolgte das Ganze Kapitelweise über Dropbox. Wir haben uns im Chat oder telefonisch ausgetauscht und dann weiter gemacht.
Heute schreiben wir auch Kapitelweise, aber da wir nebeneinander am Schreibtisch sitzen, jeder an seinem PC/Laptop, können wir sofort darüber diskutieren.
Wir tippen die Texte unabhängig voneinander und besprechen sie anschließend.

4.   Gab es schon mal Streit beim Schreiben, weil ihr unterschiedliche Wege in der Geschichte einschlagen wolltet?
Nat: Oh ja! Bei Mailchaos, weil wir da wirklich strikt und ohne Gespräche einfach ungefiltert geschrieben haben. Es gab keine Absprachen, nur unsere jeweiligen Reaktionen auf den blanken Text des anderen. Deshalb gibt es dort so viele Missverständnisse, die auch im wahren Leben für Zündstoff gesorgt haben.
Bei Traumloser Alpträumer sogar noch viel schlimmer. So schlimm, dass wir zwischenzeitlich kurz vor einer Trennung standen …
Klingt erschreckend, aber einen solchen Wälzer schreibt man nicht in zwei Köpfen, ohne dass es richtig rasseln kann. Es ist enormer Stress, weil man neben dem Voranbringen der Storyline auch versucht, es seinem Partner und Geliebten, und nicht nur dem Autorenkollegen recht zu machen.

Gerry: Böse Frage *lach
In unserem Privatleben streiten wir eigentlich recht wenig, aber wehe, wir schreiben gemeinsam an einem Buch. Dann fliegen mit schöner Regelmäßigkeit die Fetzen. Bei ‚Traumloser Alpträumer‘ ging es sogar so weit, dass ich alles hinschmeißen wollte – einschließlich unserer Beziehung.

5.   Und passiert es euch auch dass die Protas plötzlich ein Eigenleben entwickeln und in ’ne ganz andere Richtung laufen als ihr es euch vorgestellt habt?
Nat: Ja, das passiert, weil ich meinen Protas eine sehr lange Leine gönne. Manchmal geht das so weit, dass sie am Ende ein ganz anderes Pairing bilden, als ursprünglich angedacht. Letztlich stellt sich aber immer heraus, dass die Protas von Anfang an wussten, was und wen sie wollen.

Gerry: Die Mistkerle entwickeln mit schöner Regelmäßigkeit ein Eigenleben. Bei mir ist es völlig sinnlos, vorher einen Plot zu erstellen. Spätestens nach dem ersten Drittel gehen die Jungs eigene Wege.
Die Partnerschaften, die ich mir im Vorfeld zurechtgelegt habe, kommen nur selten zustande, weil die Protas einfach nicht damit einverstanden sind und sich jemand ganz anderen aussuchen.

6.   Wie geht ihr (falls es schon welche gab) mit Schreibblockaden um?
Nat: Genervt, gestresst und sehr leicht reizbar werde ich, wenn ich – aus welchen Gründen auch immer – mal nicht so schreiben kann, wie ich es will.
Manchmal liegen diese Störungen im Schreibfluss daran, dass Stress von außen kommt, manchmal sind es ganz persönliche Zweifel daran, so weit in die Psyche des Protas (oder in meine) dringen zu wollen.

Gerry: Ich stecke momentan in einer fetten Schreibblockade, die sich seit Monaten mit Zähnen und Klauen festhält.
‚White Mountain Trail‘ sollte schon lange fertig sein, aber die letzten drei Kapitel wollen sich einfach nicht schreiben lassen.
Nach den Alpträumern hatte ich gehofft, die Blockade endlich los zu sein … aber nein … mehrfache Versuche, WMT endlich abschließen zu können sind nach hinten losgegangen.
Eine Lösung für dieses Problem habe ich bisher nicht gefunden. Obwohl mir mindestens drei neue Storys im Kopf herumschwirren, bekomme ich keinen einzigen Satz zustande.
Mit bleibt nur, darauf zu hoffen, dass irgendwann der Knoten platzt.

7.   Und das andere Extrem, was macht ihr, wenn zu viele Geschichten auf einmal das Licht der Welt erblicken wollen?
Nat: Na ja, man wünscht sich zehn Paar Hände, tippt sich die Finger wund, hüpft von Prota zu Prota und schreibt, schreibt, schreibt. Dabei werden Essen und Trinken ebenso nebensächlich wie Schlaf.
Ehrlich, wenn ich Gerry nicht hätte, wäre ich schon einige Male verhungert, verdurstet oder einfach wahnsinnig geworden vor Schlafmangel.

Gerry: Sobald eine neue Idee auftaucht, versuche ich, sie so lange wie möglich in den Hintergrund zu drängen. Wenn das auf Dauer nicht funktioniert, schreibe ich die Geschichte stichpunktartig auf. Zum Einen, um die Storyline nicht zu verlieren, zum Anderen, um die Protas zu beruhigen, damit sie mich nicht ständig bedrängen.

8.   Wie geht es euch dabei, wenn ihr ein neues Buchbaby in die Leserwelt entlasst?
Nat: Manchmal bin ich schon frustriert, weil ich nicht diese wahnsinnige Aufregung in mir verspüre. Irgendwie ist dann eine unerklärliche Resignation in mir, so nach dem Motto: Du kannst jetzt sowieso nichts mehr ändern, also bleib ruhig.
Dann aber gibt es wieder Bücher, die mir persönlich wahnsinnig wichtig sind, teilweise wegen ihrer Message, teilweise wegen eines bestimmten Protagonisten, bei dem ich voll aufgeregt bin, wie er wohl bei der Leserschaft ankommen wird.

Gerry: Wie es mir dabei geht? Magenschmerzen, Selbstzweifel, Angst, dass das Buch völlig ignoriert wird, weil schon der Klappentext niemanden dazu verleitet, es lesen zu wollen.

9.   Würdet ihr eine sogenannte "Einhand-Literatur" aus Spaß an der Freude selbst verfassen und vertonen?
Nat: *pruuuust* Also schreiben – längst geschehen, mehrfach. Wobei Gerry darin eindeutig besser ist. Ich mag seine direkte, freche Art, Sexuelles auszudrücken. Vertonen?
Na, hört mal! Das machen wir im Schlafzimmer oder wo auch immer, aber ganz sicher nicht auf Band für andere 😉

Gerry: Hm, Einhand-Literatur habe ich mit ‚Cum Book‘ ja schon abgeliefert, aber vertonen? Never ever!
Ich glaube kaum, dass die erotischen Szenen, die ja mit eindeutigen Geräuschen unterlegt werden müssten, ohne nicht enden wollende Lachflashs meinerseits aufgenommen werden könnten.

10.   Mich würde allgemein interessieren, wie ihr mit Homophobie umgeht. Warum schreibt ihr darüber auf diese Weise? Untertreibt ihr?
Nat: Oha, ein schwieriges Thema.
Ich stehe als Autor auf dem Standpunkt, dass meine Leserschaft sich wegträumen und irgendwie glücklich sein will beim Lesen. Lesen ist in diesem Fall Unterhaltung. Ich habe arge Zweifel, dass die Mehrheit der LeserInnen unbedingt den ungeschönten Horror lesen will, den manche Homosexuelle in unserer Gesellschaft erleben.
Ich bezeichne meine Geschichten seit längerem nicht mehr als ‚Gay-Romance‘, weil ich nicht oberflächlich und seicht schreibe, auch wenn manche LeserInnen mir das unterstellen.
Jede noch so harmlos oder zuckersüß wirkende meiner Geschichten hat eine Message, die weitaus tiefer reicht, als etwa 60% der LeserInnen überhaupt bewusst bemerken.
Das ist KEIN Vorwurf an die LeserInnen! Mir reicht im Grunde, wenn sich alle gut unterhalten fühlen.
Denn eine Message, die als erhobener Zeigefinger daherkommt, ist nicht mein Stil. Es gibt ihn immer, den bitterbösen, grausamen oder schrecklichen Kern in der Geschichte. Aber ich bin davon überzeugt, dass er nicht als solcher wahrgenommen wird. Er ist da, die LeserInnen nehmen ihn an, größtenteils ohne es zu merken, was für die Unaufdringlichkeit meiner Moral spricht, oder?
Natürlich untertreibe ich! Wollt Ihr denn lesen, wie viel Angst man hat, auch nur Händchen zu halten? In ein schwules Etablissement zu gehen? Wie beschissen es ist, eine Wohnung nicht zu bekommen, nur weil man statt des ‚perfekten Weibchens‘ einen echten Kerl neben sich stehen hat?
Allerdings tendiere ich seit 2015 dazu, nicht mehr alles zu beschönigen. Ich zeige durchaus, dass es Probleme geben kann, aber ich mache es unter einer Art von Laborbedingungen.
Nicht jede Geschichte ist biografisch oder authentisch. Auch wenn die Charaktere es immer sind.

Gerry: Tja, wie soll man mit Homophobie umgehen?
Wenn man zeit seines Lebens damit konfrontiert wird, entwickelt man verschiedene Methoden, es nicht zu nahe an sich herankommen zu lassen.
Geringschätzige oder angewiderte Blicke versuche ich zu ignorieren.
Bei verbalen Angriffen sieht es schon anders aus. Als ich noch jünger war, bin ich handgreiflichen Auseinandersetzungen nur dann aus dem Weg gegangen, wenn die Zahl der Gegner zu hoch war. Es hat auch Situationen gegeben, in denen ich es bewusst auf eine Konfrontation angelegt habe.
Mit dem Alter kam die Erkenntnis, dass es sich nicht lohnt, meine Gesundheit und eventuell mein Leben zu riskieren, nur um unbelehrbaren Idioten die Genugtuung zu geben, es einer ‚Schwuchtel‘ so richtig gezeigt zu haben.

Natürlich untertreibe ich in meinen Büchern, da ich der Meinung bin, dass in einer Gay-Romance echte, reale Homophobie nichts zu suchen hat. Meine Bücher sollen unterhalten, und zwar auf angenehme Weise.

11.    Wieso gibt es im Gaybereich so wenige Protas, die älter als 40 sind?
Nat: Ich denke, das ist ähnlich wie bei Frage 10. Man schreibt, was die Leute auch lesen wollen.
Viele LeserInnen wollen anhimmeln, sich wegträumen oder einfach mit Herzchenaugen in eine andere Welt abtauchen. Diese andere Welt beinhaltet nur selten das, was wir alle im wahren Leben haben: Falten, Speckrollen, Alterserscheinungen, altersbedingte Depressionen, Impotenz oder mangelnde Libido und frustrierende Einsamkeit.
Es ist statistisch gesehen wahnsinnig selten, dass schwule Männer zusammen alt werden.
So oft und gern über die heterosexuelle Midlife-Crisis gelacht wird, sie ist ein ernstes Problem bei ALLEN Männern. Da geht es nicht um Goldkettchen oder weiter aufgeknöpfte Hemden. Es geht um Selbstwertgefühl, den eigenen Marktwert und erstzunehmende Sorgen und Nöte.
Solange aber über dieses Thema ähnlich viel geschmunzelt wird wie über Männerschnupfen und andere ‚männliche Erscheinungen‘, lohnt es sich schlichtweg nur selten und nur für ein Nischenpublikum, darüber zu schreiben.
Davon abgesehen tun wir das 😉
Mein Trip alias Elias Mellenbruch ist 43, Baujahr 1974. Seine besten Freunde sind sogar minimal älter.
Es fällt mir schwer, ohne großen Frust über Ältere zu schreiben. Es deprimiert mich, auch nur darüber nachzudenken, wie einsam und schrecklich ein schwules Leben werden kann, wenn z.B. der Partner wegstirbt oder man einfach keinen passenden Partner finden kann.

Gerry: Gute Frage! Vielleicht weil die LeserInnen uns Autoren vermitteln, dass sie sich lieber mit jungen, knackigen Protas identifizieren wollen?
In ‚Wenn die Blätter fallen‘ habe ich den 62jährigen Heiko erschaffen. Wenn ich mir die Rezis anschaue, ist er recht gut angekommen, aber ganz ehrlich, noch fällt es mir schwer, mich in einen so viel älteren Prota zu versetzen.
Mir fehlt einfach die Lebenserfahrung, um solche Figuren häufiger wirklich glaubhaft zu erschaffen.

Bücher

12.   Nathan wie bist du bloß auf die Idee für “Graues Meer und blaue Sonnen“ gekommen? So viel hab ich echt noch nie bei einem Buch geheult  😭
Nat: Ich bin erstaunt, dass nicht längst allgemein bekannt ist, wie ‚GMubS‘ entstanden ist …
Ich sage es mal so: Mein Leben war ein schwules Märchen, dann ging es kaputt. Ich habe deutlich länger gebraucht, um zu trauern, und ich konnte es nur, weil ein gewisser Mann in mein Leben gestolpert ist, der heute nicht weniger als mein Ein und Alles ist.
Wieso ich es geschrieben habe? Ich habe es erlebt.

13.   Und bis wann ist mit der Veröffentlichung von „Eisbrecher“ zu rechnen und gibt es irgendeinen Zeitplan für die Fortsetzung von „Duft der Unschuld“, wird es eine Fortsetzung der Jahreszeitenreihe geben?
Nat: Zu solchen Fragen kann ich schlichtweg keine klaren oder verlässlichen Antworten geben.
Die Jahreszeiten Sommer und Frühling wird es irgendwann geben, das steht fest. Allerdings benötigen wir dafür noch ‚kurze‘ Geschichten, die nicht anderweitig verwurstet werden. (Meine Gefühlsbaustelle war die Sommergeschichte, die dann zu umfangreich wurde, als dass wir sie in die Jahreszeiten hätten setzen können.)

14.   Habt ihr einen Favoriten der Veröffentlichungen des Anderen?
Nat: Momentan muss ich sagen, liebe ich verschiedene von Gerrys Geschichten sehr. Besonders ‚Snowboard vs. Racing-Ski‘, aber grundsätzlich mag ich auch die pointierten, knackigen Kurzgeschichten, die er im ‚Traumschaum‘ gesammelt hat.

Gerry: Bis jetzt hätte ich immer behauptet, es wäre ‚Strategie in Scherben‘, allerdings hat sich das seit ‚Eiszeit‘ geändert.

15.   Mich würde interessieren, was so schreibtechnisch für 2018 geplant ist
- gibt es da schon eine Art Liste, oder bleibt das spontan, bis der nächste Protagonist eben kommt?
Nat: Nein, eine solche Liste existiert zwar vielleicht in groben Zügen hier bei uns im Büro, aber öffentlich machen werden wir eine solche nicht. Es würde zusätzlichen Druck bedeuten, egal wie locker man alles formuliert.

Gerry: Es stehen so einige Geschichten in der Timeline und warten darauf, geschrieben zu werden. Ich kann aber nicht sagen, in welcher Reihenfolge das ablaufen wird. Protas können sehr eigenwillig sein, daher kann es ohne weiteres passieren, dass sich noch welche vorstellen und in den Vordergrund drängen.

Meinungen

16.   Was haltet ihr von weiblichen Schriftstellern die sich dem Gaygenre widmen?
-      Gefühlsmäßig kann man/frau sich ja eventuell relativ gut ins andere Geschlecht einfühlen. Aber bei Sexszenen??
Nat: Auch das habe ich schon oft kundgetan.
Ich stehe auf dem Standpunkt, dass man kein Sternekoch sein muss, um gutes Essen zu schätzen zu wissen.
Allerdings darf man bei dieser Aussage nicht vergessen, dass manche einen selektiveren Geschmack haben als andere.
Sonst wären wir ja alle Restaurantkritiker für Michelin, nicht wahr?
Sind wir aber nicht.
Schreiben darf grundsätzlich jeder, und zwar was immer er oder sie will.
Die einzige Bedingung, die ich an jedweden Text stelle, ist die Nachvollziehbarkeit im Sinne von Logik und Fakten. (Bei Fantasy natürlich die Logik innerhalb der Geschichte.)
Wer nicht anständig recherchiert, sollte meiner Meinung nach NICHT schreiben.
Es zeugt meiner Meinung nach von absoluter Missachtung der Leserschaft, wenn jemand es nicht für nötig hält, sich an die Fakten und Begrifflichkeiten zu halten.
Eines der schlimmsten Beispiele der Vergangenheit: Ein PTSD-Patient (traumatisierter Mensch) geht zu einem Traumatologen.
(Für diejenigen, die es nicht wissen, ein Traumatologe hat mit Unfallverletzungen wie Brüchen und Blutergüssen zu tun. Traumatologie ist ein Teilgebiet der Unfallchirurgie.)
Wenn ein Autor/eine Autorin solche Dinge nicht nachschaut und sich (offenbar) arrogant über Nachschlagewerke und simples Allgemeinwissen hinwegsetzt, zeigt er oder sie nur, dass ihm oder ihr scheißegal ist, was die LeserInnen aus seinen/ihren Büchern mitnimmt.
In meinen Augen eine absolute Respektlosigkeit den LeserInnen gegenüber.
Was mich ebenso nervt sind anatomisch unmögliche Sexualpraktiken, die oftmals beschrieben werden. Manches davon tut mir beim Lesen schon weh … 😉

Gerry: Was soll ich dazu sagen? Meine persönliche Meinung ist, dass es völlig egal ist, wer in welchem Genre auch immer ein Buch schreibt.
Es dürfen doch auch nicht nur Männer über Serienmörder schreiben, weil lt. Statistik die meisten Serienmörder männlich sind.
Ich stehe auf dem Standpunkt, dass es jedem selbst überlassen werden muss, in welcher Sparte er seine Geschichten schreiben will.
Was für mich allerdings absolute Grundvoraussetzung ist – bitte akribisch recherchieren, wenn man über etwas schreibt, das man nicht aus persönlicher Erfahrung beurteilen kann.
Soll heißen – ich erwarte von weiblichen Autorinnen, dass sie sich genaue Anatomiekenntnisse verschaffen, um zu wissen, was beim Sex zwischen Männern machbar ist und was nicht.
Leider ist das nicht immer der Fall. Ich habe schon Sexszenen gelesen, bei denen die von der Autorin beabsichtigte Erotik durch meine Lachflashs völlig zunichte gemacht wurde.
Ebenso stört mich bei einigen Geschichten die Verwendung sämtlicher Klischees, die über schwule Männer im Umlauf sind.
Klar gibt es Twinks, Bären, Schränke, genau wie tuntiges Verhalten, Heulsusen oder übertrieben auffällige Kleidung. Aber müssen diese Konstellationen bis zum Erbrechen in jeder Geschichte ausgereizt werden?
Nach meinen Erfahrungen sind schwule Männer in der Realität selten auffälliger als Heteromänner, oder könnt ihr über die Straße gehen und mit absoluter Sicherheit auf jeden schwulen Mann zeigen?
Sehr viele weibliche Autorinnen sehen es als Lebensaufgabe an, eifrig die Regenbogenflagge zu schwingen, die Belange der LGBTI zu unterstützen und die Akzeptanz der schwulen Gemeinschaften in den Köpfen andersdenkender zu manifestieren.
Die niedergeschriebenen Geschichten erfüllen diesen Anspruch aber in vielen Fällen nicht.
Ihre Protas sind weinerliche, tuntige Twinks, die sich einen reichen, gutaussehenden Top suchen, der sie wild gegen alle Unannehmlichkeiten verteidigt. Der Top ist natürlich jemand, der sich niemals von seinem Bottom f*cken lassen würde.
Dazu kommen oft noch unsägliche Ausdrücke, die mir endgültig das Lesevergnügen verhageln.
Ich sage nur … Popo, Po, Unterhose, Hosenstall usw.
Der purpurbehelmte Lustbringer verfolgt mich noch heute im Schlaf.

17.   Wie erklärt ihr euch, dass die meisten eurer Leser weiblich sind?
-      Lesen Männer generell weniger als Frauen?
-      Wie sieht es mit schwulen Lesern aus?
-      Wie geht ihr damit um?
Nat: Ich denke, dass es sich hier um einen gewissen Irrglauben handelt.
Die sichtbaren Leser mögen tatsächlich in der Mehrheit weiblich sein, doch zeigt sich durch zahlreiche – auch nicht öffentliche – Reaktionen von Männern, dass dieses Bild nicht ganz der Realität entspricht.
Es gibt sie also durchaus, die schwulen Leser.
Ich persönlich kenne einige echte Bücherwürmer unter den Männern, die ganz sicher deutlich mehr gelesen haben, als so manche Frau.
Die vierte Frage dazu verstehe ich nicht ganz. Wie soll ich damit umgehen? Ich schreibe weiterhin, was immer ich schreiben will, halte mich an das oben bereits beschriebene Prinzip und hoffe darauf, dass meine Geschichten gelesen werden.

Gerry: Hm, ich denke, es gibt sehr viele männliche Leser, nur treten sie weniger in den Vordergrund. Ich würde auch nicht behaupten wollen, dass Männer generell nicht viel lesen, im Gegenteil, ich kenne sehr viele Männer, die Bücher ebenso exzessiv verschlingen, wie Frauen. Der Unterschied liegt höchstens in den Genres.
Es gibt sehr viele schwule Leser im Gay-Bereich. Allerdings wählt die Mehrzahl den Weg der Anonymität, wenn sie beim großen A Rezis schreiben. Von daher kann ich ganz gut damit umgehen.

18.   Warum lesen ganz viele schwule Männer keine schwulen Bücher? Meine Theorie wäre ja, dass diese dann genau so prüde sind wie Heteros, die auf keinen Fall ’nen erotischen Roman lesen wollen. Also kennt ihr prüde schwule Männer?
Nat: Die Frage ist ja fast die gleiche wie Nummer 17, aber wegen der Formulierung beantworte ich sie getrennt.
Woran machst Du fest, dass schwule Männer keine Gay-Bücher lesen? Mir persönlich ist das ein Rätsel, zumindest wenn ich bedenke, wie viele Leser die AutorInnen unseres Genres aus dem ‚schwulen Lager‘ haben.
Diese Theorie kann ich ganz klar nicht nachvollziehen.
In meinen Geschichten nimmt die Erotik ganz sicher nicht den Löwenanteil ein. Einfach, weil es mich selbst beim Lesen nervt, wenn ich von einem Gerammel zum nächsten blättere, ohne jeden Sinn und Verstand, und dann im Epilog das Megahappyend auf wenigen Seiten abgekaspert wird.
Und wieso überhaupt prüde?
In jedem guten Thriller ist eine Lovestory versteckt, oftmals mit hartem, wildem Sex. Ist das Buch deshalb plötzlich Erotik? Wohl kaum!
Und dasselbe gilt für Hetero-Liebesromane. Da wird wild rumgemacht, oftmals sehr explizit beschrieben, und auch diese Bücher sind deshalb nicht unbedingt Erotik.
Und nein, ich kenne keine prüden Homosexuellen. xD

Gerry: Ich bezweifle, dass so viele schwule Männer keine schwulen Bücher lesen. Sie tun es halt weniger nach außen kund, als die weibliche Leserschaft.
Vielleicht sind sie nur im Freundeskreis geoutet und können es sich aus beruflichen Gründen nicht leisten, als schwul entlarvt zu werden.
Ebenso bezweifle ich, dass Heteromänner prüde sind, nur weil sie keine Erotikbücher lesen.
Der Lesegeschmack ist nun mal sehr unterschiedlich. Für mich ist es Schubladendenken, wenn man Rückschlüsse auf die Einstellung eines Menschen zieht, nur weil er keine reinen Erotikbücher liest.
Zum Beispiel habe ich als schwuler Mann schon haufenweise Heteroromane gelesen, aus dem einfachen Grund, weil mich die Story interessierte.
Was sagt das jetzt über mich aus?

19.   Was sind für euch typisch schwule Klischees? Welche würdet ihr zu 100% unterschreiben?
-  Welche haltet ihr für mehr für reines Gesellschaftsdenken? (Vielleicht schwer zu sagen, man kann ja nicht alles über einen Kamm scheren.)
-  Gibt es welche, die auf euch zutreffen?
Nat: Hm, schwule Klischees … Schwierige Frage. Ich kenne Weicheier, superharte Kerle, Draufgänger, Sexmaschinen, Jasager, Macher, Heulsusen, Paschas, Machos, Arschl*cher, Mimosen und alles andere, was man noch so finden kann. Übrigens sowohl schwul als auch hetero, sowohl männlich als auch weiblich.
Klischees sind was für Menschen, die in Schubladen denken müssen, weil sie nicht mit Menschen oder Begebenheiten außerhalb der allgemein anerkannten ‚Norm‘ umgehen können.
Ein schlimmes Klischee ist für mich die angebliche Pädophilie, die Schwule zeigen. Ich kenne nur einen Schwulen, der auf echt junge Kerle steht (so ab 16) und zu dem habe ich keinen Kontakt mehr (aus besagtem Grund).
Welches Klischee auf uns zutrifft? Wir haben Männersex! *schockschwerenot*

Gerry: Ein paar Klischees habe ich unter einer anderen Frage schon genannt, hier alle aufzuführen, würde den Rahmen sprengen.
Was mich allerdings am meisten stört, ist eine völlig unangebrachte Reaktion bei vielen Heteromännern. Die netten Herren fühlen sich immer bemüßigt, laut zu verkünden, dass sie mit dem Arsch an der Wand stehen, sobald sich ein Schwuler in ihrem Dunstkreis bewegt.
So ein Schwachsinn!
Als hätten Schwule nur den einen Lebenszweck, jedem Mann, egal ob schwul oder hetero, an den Arsch zu gehen.
Der Witz an der Sache ist, dass solche Aussagen meist von Männern kommen, an die weder Mann noch Frau einen zweiten Blick verschwenden würden.
Ob auf mich ein Klischee zutrifft? Keine Ahnung. Jedenfalls hat mich bisher noch niemand auf ein solches aufmerksam gemacht.

20.   Ich habe den Eindruck, dass Homophobie bei Männern deutlich weiter verbreitet ist, als bei Frauen, könnt ihr das bestätigen, falls ja, wie erklärt ihr euch das?
Nat: Ja, der Eindruck ist wohl eine Tatsache. Ich schätze, viele Männer fürchten um ihre Männlichkeit, wenn sie sich toppen lassen (deutlicher kann ich das nicht schreiben, muss ja FSK12 bleiben).
Es geht dabei wohl vor allem um das Bild nach außen, denn es gibt zigtausende bisexuelle, verheiratete Männer, die sich in Schwulenkinos mit anderen treffen, um das auszuleben, was sie öffentlich so gern verteufeln und runtermachen.

Gerry: Dieser Eindruck ist für mich ebenfalls ein Klischee. Männer drücken ihre Homophobie teilweise sehr schlagkräftig aus und geraten dadurch verstärkt in die Medien. Frauen gehen da wesentlich subtiler vor, da die meisten bei einer körperlichen Auseinandersetzung den kürzeren ziehen würden.
Ich für meinen Teil gehe davon aus, dass die Fronten bei den Geschlechtern sehr ausgewogen sind.
Innerhalb der Gay-Gemeinschaft bei FB sind die Frauen zahlenmäßig sehr stark vertreten. Da es sich dabei um Fans des Genres handelt, kommen hier äußerst selten negative Stimmen zum Ausdruck.
Schaut man aber über diesen Tellerrand hinaus und liest die Kommentare unter Posts, die sich mit dem Thema ‚schwul‘ beschäftigen, wird man unzählige angewiderte Meinungsäußerungen von Frauen finden.
Ich halte es für einen großen Fehler, wenn man vom Verhalten und Benehmen der Frauen der Gay-Gemeinschaft auf die restliche Bevölkerung schließt.

21.   Wenn eines eurer Gemeinschaftsbücher verfilmt werden würde, welches würdet ihr wählen und wer soll die wichtigste(n) Nebenfigur(en) spielen?
Nat: Hm, gute Frage, wirklich. Vielleicht fände ich Entscheidung cool, aber da gibt es irgendwie keine echten Nebenfiguren.
Also entscheide ich mich für den Traumlosen Alpträumer, weil es da jede Menge coole Nebenrollen zu besetzen gäbe.
Für die senilen Bettflüchtlinge fände ich Patrick Stewart und Ian McKellen perfekt. <3
Ansonsten fällt mir spontan keiner ein, den ich zuordnen könnte. Außer natürlich Tamino, Denno und Luzifer, aber danach wurde ja nicht gefragt. ^^

Gerry: Mein Favorit wäre wohl ‚Entscheidung‘.
Allerdings muss ich sagen, es wäre völlig egal, welches Buch verfilmt werden soll, die Darsteller müssten meiner/unserer Personenbeschreibung schon sehr nahe kommen. Dabei wäre mir schnurz, ob die Rolle von einem Star oder einem Nobody übernommen würde.

22.   Wie definiert ihr bzw. was beinhaltet für euch eine konstruktive Kritik?
Nat: Konstruktive Kritik weist auf ‚Missstände‘ und Fehler hin, und liefert dabei auch Lösungsansätze.
Was ich dagegen nicht mag, ist, wenn mir ein Leser nach dem Lesen des fertigen und veröffentlichten Buches erklärt, was ‚ihm oder ihr fehlt‘. Meine Geschichte ist fertig. Abgesehen von Logikfehlern oder stilistischen und grammatikalischen Dingen würde ich mich nicht zu Änderungen bewegen lassen.
Auch nicht dazu, eine Geschichte künstlich zu verlängern, nur weil das darin verwurstete Thema ‚zu viel für die Länge des Textes‘ ist.
Das mag dann durchaus dem persönlichen Gefühl des Lesers/der Leserin entsprechen, aber keine Meinung ist dahingehend allgemeingültig.

Gerry: Unter konstruktiver Kritik verstehe ich, dass mir der Kritiker genau benennt, was ihm an meiner Geschichte nicht gefallen hat.
Ich möchte wissen, ob die Story ggf. zu langweilig war, ob sie zu viele unwichtige Infos oder Beschreibungen enthalten hat. Vielleicht waren die Charaktere nicht sorgfältig ausgearbeitet, oder sie waren gefühlsmäßig zu oberflächlich.
Logikfehler zu benennen, wäre sehr wichtig, ebenso der Hinweis auf Rechtschreib- und Grammatikfehler.

Privatleben

Beruf

23.   Ist Schreiben euer Hauptberuf? Oder was macht ihr sonst noch so?
Nat: Ja, ist es. Ich mache nichts nebenbei.

Gerry: Inzwischen ist Schreiben zu meinem Beruf geworden.

24.   Was habt ihr für erlernte Berufe?
Nat: Ich bin staatlich geprüfter Biologisch-technischer Assistent.

Gerry: Kfz-Mechatroniker

25.   Habt ihr eine Ausbildung / Studium? Wenn nicht was würdet ihr wählen oder genauso wieder machen?
Nat: Jepp. Ich war an den Bernd-Blindow-Schulen in Bückeburg und habe mit Staatsexamen abgeschlossen.
Ob ich das wieder machen würde? Nun ja, aus heutiger Sicht würde ich das Schreiben schon deutlich stärker betreiben, aber die Ausbildung hat mir eine Menge Fachwissen eingebracht, das ich heute für meine Geschichten sehr gut nutzen kann.
Also würde ich zwar die Ausbildung machen, aber das Schreiben wirklich schon zur gleichen Zeit richtig vorantreiben.

Gerry: Ausbildung … siehe oben.
Wenn ich damals die Möglichkeit gehabt hätte, wäre ich sicher weiter zur Schule gegangen und hätte ein Studium angestrebt.

26.   Sind Nat und Gerry die Kosenamen Eurer Klarnamen oder nur der Pseudonyme?
Nat: Nathan (oder Nat) ist die Kurzform meines dritten Vornamens. :) Der Nachname ist ganz anders als der Klarname.

Gerry: Es dürfte hinreichend bekannt sein, dass Gerry mein richtiger Vorname ist. Mein Nachname ist allerdings ein Pseudonym.

Alltag/Leben

27.   Wie alt seid ihr?
Nat: Baujahr 1975, also momentan 42 Jahre alt.

Gerry: Ich bin Baujahr 1986.

28.   Wie sieht so euer Alltag aus?
Nat: Woah! Das allein wäre schon ein ganzer Roman ^^
Mal sehen, also meistens ist unser Tagesablauf stark verschoben zu dem, was man wohl einen 9-5-Job nennt. Wir gehen selten vor 2 Uhr nachts ins Bett (eher später) und stehen entsprechend spät auf. Meistens so gegen 9 oder 10 Uhr vormittags. Je nachdem, wie dringend Maja raus muss, weckt sie mich auch eher und ich bleibe dann wach, auch wenn das bedeutet, dass ich keine vier Stunden Schlaf bekommen habe.
Diese Zeit nutze ich, um zu schreiben. Die Nachbarschaft ist dann noch ruhig und friedlich, Maja legt sich nach ihrem Frühstück wieder hin, und ich kann ohne Ablenkung arbeiten.
Wenn wir beide wach sind (Ich lasse Gerry natürlich bis zum Wecker schlafen!), trinken wir in aller Seelenruhe einen Kaffee oder zwei, surfen ein wenig im Netz herum und zocken verschiedene dumme 3-gewinnt-Spiele, dann rafft sich einer von uns auf, das Frühstück vorzubereiten.
Wir essen es je nach Stimmungslage zwischen 12 Uhr mittags und 16 Uhr. (Letzteres hauptsächlich, wenn wir nach dem Aufstehen irgendwelche Termine haben oder einkaufen müssen.)
Danach wird geschrieben, gealbert, gelebt, geliebt. Die zweite Mahlzeit des Tages steht dann irgendwann am Abend an. Wir essen dann warm und meistens kochen wir dann gemeinsam. Das macht Spaß und die garzeitbedingten Pausen verbringen wir, wie es uns gerade einfällt.
Zum Essen schauen wir gern einen Film, anschließend wird weiter gearbeitet (Recherchen, Schreiben, Korrigieren, Plotten usw.).
Damit verbringen wir die Zeit bis zum Schlafen gehen.

Gerry: Nicht viel anders, als bei allen anderen, denke ich.
Kochen, putzen, waschen, einkaufen. Dazwischen oder danach wird gearbeitet. Nicht zu vergessen … Majas Gassirunden.
Familie und Freunde besuchen, 2 x wöchentlich steht Sport auf dem Programm.
Je nach Jahreszeit und Wetter erlauben wir uns auch einen Ausflug mit meiner Schönen. Leider können wir sowas nicht spontan entscheiden, da unser Mausebär nicht allein bleiben kann und wir immer jemanden brauchen, der auf sie aufpasst.

29.   Wie sehen für gewöhnlich eure WEs aus?
Nat: Genauso wie jeder andere Tag, nur dass wir nicht einkaufen müssen.

Gerry: Richtige Wochenenden gibt es bei uns selten, da Schreiben ja auch mit einer Menge Recherchearbeit verbunden ist. Von daher erlauben wir uns am WE gelegentlich mal einen Konzert- oder Kinobesuch.

30.   Womit kann man euch jagen?
Nat: Mit Leberwurst! … und mit Achtbeinen.

Gerry: Essenstechnisch kann man mich mit grünen Bohnen jagen.
Auf Schlagermucke reagiere ich allergisch und bei deutschen Filmen flüchte ich.

31.   Was bringt euch auf die Palme?
Nat: Hm, was nicht?! Grob gesagt sind es Ungerechtigkeiten, dusselige Mitmenschen, idiotische Autofahrer und noch besser: merkbefreite Hundebesitzer.

Gerry: Ungerechtigkeit, Neid und verlogene Freunde kann ich nicht ertragen.

32.   Habt ihr einen Ausgleich zum Schreiben? Oder braucht ihr den nicht? Euer Hund?
Nat: Ja, uns selbst. Unsere Beziehung und Liebe. Die muss im Übrigen als Ausgleich für buchstäblich alles herhalten, das in unserem Leben Stress verursacht.

Gerry: Maja ist ganz sicher ein Ausgleich. Wenn sie der Meinung ist, wir sind zu sehr in unsere Arbeit vertieft, bringt sie das sehr energisch zum Ausdruck und fordert Beachtung ein.
Sport ist der Ausgleich für die teilweise mangelnde Bewegung.
Falls mein Kopf irgendwann streikt und keinen vernünftigen Satz mehr produziert, zocke ich ein paar Runden am iPad, dann bin ich wieder fit.

33.   Wie teilt ihr euch die Schreibzeit ein (feste Zeiten oder wie es kommt)?
Nat: Es gibt dafür keine festen Termine. Wenn ein Protagonist mir auf die Zehen tritt, schreibe ich auch rund um die Uhr oder während einer Autofahrt. (Ich lasse mich ausgesprochen gern von Gerry kutschieren.)

Gerry: Feste Zeiten gibt es nicht.
Wird einer von uns von einem Schreibflash heimgesucht, übernimmt der andere automatisch sämtliche anderen Arbeiten, die erledigt werden müssen.
Können wir uns mal beide nicht von unseren Texten lösen, bleibt die Hausarbeit einfach liegen und wir kümmern uns zu einem späteren Zeitpunkt gemeinsam darum.
Einzig Maja hat feste Zeiten, zu denen sie vor die Tür muss und daran halten wir uns selbstverständlich.

34.   Wie macht ihr das mit Urlaub, wenn ihr 365 Tage im Jahr arbeitet?
Nat: Ganz einfach: Nie!
Seit Beginn unserer Beziehung und auch schon davor haben wir beide seit Ewigkeiten keinen Urlaub gemacht.
Wenn wir nervlich oder stress-bedingt mal eine Pause brauchen, nehmen wir sie uns auf andere Art.

Gerry: Urlaub ist momentan einfach nicht drin.
Maja ist kein Hund, mit dem man in ein Hotel gehen könnte. Selbst ein Ferienhaus wäre schwierig, da es ja meist noch andere Hunde in der Umgebung gibt.
Dazu kommt, dass wir unsere Familie nicht allein lassen wollen. Gesundheitlich liegt da zu viel im Argen und wir wollen kein Risiko eingehen.

35.   Seit wann wisst ihr jeder für sich, dass ihr Männer liebt?
Nat: Ich habe das sehr früh gewusst, ein genaues Alter könnte ich jetzt aber nur schätzen, weil es kein Aha-Erlebnis war, sondern ein schleichendes Wissen.

Gerry: Ich war ungefähr 14 Jahre, als ich es vor mir selbst nicht mehr verleugnen konnte.

36.   Wo macht ihr gerne Urlaub?
Nat: Wenn wir denn dann irgendwann mal dazu kommen, werden wir ganz sicher für eine gewisse Zeit ans Meer abhauen. Wir lieben es beide und vielleicht finden wir ja im frisch begonnenen Jahr eine Möglichkeit, mit Maja zusammen in ein Ferienhaus an der See abzuhauen.

Gerry: Ich für meinen Teil liebe das Wasser und die Sonne.
Auf einen Urlaub am Meer wird Nat sich jederzeit einlassen, aber den Süden kann ich ihm bestimmt nicht schmackhaft machen, da er kein so großer Sonnenanbeter ist.
Also werden wir sicher irgendwo an der Nord- oder Ostsee landen. ^^

37.   Gerry meinte letztens, dass wohl drüber zu diskutieren wäre, dass Bocholt bester Wohnort wäre. Wo würdest Du denn gerne leben?
Nat: Ha! Endlich muss ich mal nichts antworten ^^

Gerry: Schwere Frage.
Ich stamme aus einer Kleinstadt und bin anschließend nach Düsseldorf gezogen. Von daher bin ich sicher etwas verwöhnt.
Öffentliche Verkehrsmittel, Autobahnanbindungen, allgemeine Straßenverhältnisse, Ladenöffnungszeiten usw. sind dort optimal. Auch was die Auswahl der Restaurants und Lokale betrifft, wird man da hervorragend bedient.
Bocholt ist dagegen wieder Kleinstadt und für meine Begriffe liegt hier vieles im Argen.
Wenn ich nur bedenke, dass die jährliche Kirmes am Montag bis 23:00 Uhr geöffnet hat, aber der letzte Bus um 21:00 Uhr fährt, frage ich mich, was sich die Verantwortlichen dabei denken.
Es würde zu weit führen, wenn ich alles auflisten würde, was mich an dieser Stadt nervt.
Ich habe aber keine bestimmte Stadt, in der ich leben möchte. Für mich ist nur wichtig, bei Nat zu sein. Die Zeit wird zeigen, wo wir irgendwann mal landen.
Meinen Schatz zieht es ja nach Kanada, wenn wir irgendwann mal unabhängig sind. Damit stehe ich jedoch noch auf Kriegsfuß, weil es dort arschkalt ist und ich mir nicht vorstellen kann, mich jemals an die dortigen Temperaturen zu gewöhnen.

38.   Was ist eure Lieblingsfarbe?
Nat: Grün und Schwarz.

Gerry: Schwarz, Tiefschwarz, blasses Schwarz, Blauschwarz. ^^

39.   Was habt ihr für Hobbys?
Nat: Zeichnen, Maja, Acrylmalerei und auch mal das Basteln von Lesezeichen.

Gerry: Mein größtes Hobby ist Nat *lach
Warum, werde ich nicht verraten. *gg
Danach folgen Maja und mein Motorrad.

40.   Was habt ihr für Träume?
Nat: Viele, die meisten sind recht ‚klein‘. Momentan wünsche ich mir am dringendsten ein Haus mit eingezäuntem Garten für Maja.

Gerry: Mein größter Traum wäre ein renovierter Resthof, weit ab von allen Nachbarn. Dort würde ich mir ein Rudel Hunde und ein paar Pferde halten.

41.   Habt ihr eine Macke, welche ihr gerne loswerden möchtet?
Nat: Hm, habe ich? Oh ja! Ich war früher ein wahnsinnig souveräner Mensch, zum Teil schon arrogant und sehr selbstbewusst. Fehler sind einfach nicht passiert. Aber seitdem ich Gerry kenne, entwickle ich mich zu einem tollpatschigen Schussel … Das wäre ich gern wieder los.

Gerry: Ich bin ein Ordnungsfanatiker und gehe Nat damit oft auf den Geist.

42.   Welche Ziele stehen in 2018 an?
Nat: Ziele … Der Umzug in ein Haus, ein paar Bücher rauszubringen, bestimmte Bücher zu beenden, Gerry glücklich zu machen und noch möglichst viel Zeit mit meinem Pa zu verbringen. Meine Ma ist nicht so krank, mit ihr habe ich sicherlich noch deutlich mehr Zeit.

Gerry: Endlich meine Schreibblockade zu überwinden, damit ich WMT beenden und herausbringen kann.
Es wäre schön, wenn wir endlich ein Haus mit eingezäuntem Garten finden würden, damit Maja die Zeit, die ihr noch bleibt, in relativer Freiheit verbringen kann.
Mein größtes Ziel, das sich hoffentlich bald verwirklichen lässt, ist unsere Hochzeit.

43.   Wenn ihr im Lotto gewinnen würdet – was würdet ihr dann tun?
-   Etwas ändern?
-   Alles gleich belassen?
Nat: Da hätten wir wieder das Haus. Dazu ein Auto, in das unsere altersschwache Dame besser reinklettern kann und ansonsten nur die eine oder andere kleine Anschaffung. Ich schätze, je nach Größe des Gewinns würden wir eine Menge für das Tierheim in Bocholt und für eine Kinderschutzorganisation und ein Hospiz abgeben.

Gerry: Viel würde ich nicht ändern wollen. Der Traum vom Resthof würde sich verwirklichen lassen, somit auch mein Wunsch, Maja mehr Freiheit zu gewähren.
Ein neues, bequemeres Auto und vielleicht ein neues Motorrad.

Familie und Freunde

44.   Wann hattet ihr euer Outing und wie sind Freunde und Familie damit umgegangen? Mich interessiert, wie Eure Eltern es aufgenommen haben, dass Ihr gleichgeschlechtlich liebt.
Nat: mein Pa war erst nicht sonderlich angetan davon, hat es aber nach einer gewissen Zeit (so ein bis zwei Jahre) verstanden und akzeptiert.
Meine Mutter war zuerst etwas ungläubig, dann euphorisch und schließlich hat sie es als normal abgehakt. Seitdem haben wir keine Schwierigkeiten miteinander, wenn es um das Thema geht. Beide freuen sich übrigens, dass wir heiraten wollen. 😉

Gerry: Halleluja! Jetzt geht es ans Eingemachte. *seufz
Mein Outing war eher unfreiwillig. Ich war etwas über 15 als der Besitzer des Fitness Studios, das ich regelmäßig besuchte, mich mit meinem Trainer auf der Matte erwischte.
Meine Eltern, die Familie, mit Ausnahme meiner Großeltern, waren ‚not amused‘.
Typisch Kleinstadt, ging es wie ein Lauffeuer durch die Nachbarschaft und ich wurde zur Persona non grata.

45.   Wie habt ihr Weihnachten verbracht – je einen Tag für jede Familie – alle Familienmitglieder zusammen oder zu zweit?
Nat: Der Heiligabend gehört allein uns. Die Feiertage der Familie und uns. In diesem Jahr waren wir am ersten Weihnachtstag bei meiner Ma, wo auch mein Pa aus dem Heim zu Besuch war. Wir haben Kaffee getrunken, Kniffel gespielt und uns gut unterhalten.
Wir sehen meine Familie mittlerweile als unsere Familie an.

-   Aus Nathans Büchern lese ich einen großen Zusammenhalt in seiner Familie (trotz „Familie in Aufruhr“) – bei Gerry so gar nicht – trifft das zu?

Gerry: Den ersten Teil der Frage hat Nat schon ausführlich beantwortet, für mich bleibt der Rest.
Ich habe keine Familie mehr, mit der ich solche Feiertage verbringen würde.
Meine Eltern haben mir am Tag meines 18. Geburtstags die gepackten Koffer vor die Tür gestellt. Von daher lege ich keinen Wert auf einen Kontakt irgendwelcher Art.

46.   Gab/gibt es irgendwelche Akzeptanzprobleme innerhalb der Familien wegen des Altersunterschieds?
Nat: Altersunterschied?! Na ja, es sind elf Jahre, aber wer Gerry kennt (und das tut meine Familie ja), merkt schnell, dass er sehr viel Lebenserfahrung hat und sehr erwachsen ist. Davon abgesehen ist der Unterschied in unserem Alter ziemlich egal.

Gerry: Ich sehe keinen großen Altersunterschied. Elf Jahre sind doch nichts. :)
Außerdem hält man mich sowieso für den reiferen und vernünftigeren Part. *lach
Ihr kennt Nat nicht! *kicher

47.   Wie sieht euer Freundeskreis aus? Ganz gemischt oder mehr gleichgeschlechtliche Pärchen?
Nat: Ziemlich bunt gemischt, ich bin mir bei manchen nicht mal sicher, ob sie hetero oder homosexuell sind. Spielt meistenteils ja auch einfach keine Rolle.

Gerry: Ich kann mich in diesem Fall nur Nats Ausführungen anschließen.

48.   Warum oder aus welchen Gründen habt ihr euch damals für Maja entschieden?
Nat: Freunde von uns haben sich ein paar Monate vorher einen neuen Hund aus dem Tierheim geholt, und dann bin ich während eines Telefonats mit diesen Freunden mal auf der Homepage des Tierheims Bocholt gewesen. Ich klickte auf ‚Hunde‘ und sah Maja. Tja, Liebe auf den ersten Blick, obwohl ich nie einen Dobi wollte, sondern lieber eine Dogge oder einen Bobtail …
Ich las den Text neben den Bildern, der in etwa so lautete: „Hallo, ich bin Maja, und ich kann nicht, absolut nicht, allein bleiben.“
Da wusste ich, das ist sie!
Ich habe das übrigens frecherweise nicht großartig lange mit Gerry abgesprochen, sondern bin zum Sommerfest des Tierheims marschiert, um sie mir anzugucken.
Sie kläffte und sprang am Gitter hoch, machte alle anderen Hundis total bekloppt, und da war ich dann ganz sicher: Maja ist mein Hund.
Wir machten Termine mit dem Dauergassigänger aus, Gerry ging brav jedes Mal mit, und nach ein paar Wochen, den letzten Umbauten hier in der Wohnung und allen Formalitäten zog sie am 29.10.2014 hier ein.
Sie ist Familie und mindestens so wichtig, wie für andere Kinder sind.
Glücklicherweise war Gerry auch sofort verknallt in sie <3

Gerry: Ich mache es mal in Kurzform.
Mit Nat zum ersten Gassigang marschiert, Herzchenaugen bekommen und schon war ich in dieses Monster verliebt.

Beziehung

49.   Wie habt ihr euch kennengelernt?
Nat: Kennengelernt haben wir uns durch meine Suche nach Testlesern für ‚Graues Meer und blaue Sonnen‘. (Das war so im März 2013)
Gerry war derjenige, der mit Abstand die konstruktivste Kritik übte, und danach wurden wir FB-Freunde, hatten aber wenig Kontakt. Im Grunde eine sehr lose Bekanntschaft.
Dann kam Halloween 2013. Wir chatteten, ich habe keine Ahnung mehr, wieso wir überhaupt damit angefangen hatten, und das bis morgens, als es schon wieder hell wurde.
Im Laufe der kommenden Wochen wurden aus der einen durchgequatschten Nacht sehr viele Nächte und es wurde zu einer Sucht, mit ihm zu schreiben.
Er war mein Spiegel, konnte mich sehen, wie ich mich nicht sehen wollte, und wir haben uns gegenseitig geholfen, den Blick auf das eigene Ich zu schärfen.
Ich erinnere mich gut an den Satz: „Wenn du dich nicht so sehen kannst, leihe ich dir meine Augen – die sehen dich, wie du wirklich bist!“
Der Kontakt war rein freundschaftlich. Es gab mir Sicherheit, dass er vergeben war, und ich konnte frei und offen mit ihm sein. Wir haben niemals Cybersex oder so gehabt, das, was wir hatten, war viel tiefer.
Eine Art grundsätzliches Verständnis.
Gerry gab mir die Chance und die Kraft, meinen großen Verlust nach acht Jahren endlich zu betrauern und zu verarbeiten. Ich habe nach ebendiesen Jahren zum ersten Mal geheult.
Wir schrieben Gedichte, sehr tiefgehend und gefühlvoll, schlichen umeinander und weigerten uns, zu erkennen, dass wir auf dem Weg waren, uns ineinander zu verlieben.
Ich wollte es auch gar nicht, immerhin war er verheiratet …
Später erzählte er mir – datumsgenau – an welchem Tag er sich in mich verliebt hatte, und es war bereits Mitte November.
Für mich war das der Wahnsinn, und zwar positiv wie negativ.
Ich wollte keine Beziehung zerstören, wusste aber auch genauso gut, dass ich ihn brauchte und er mich. Dass seine Ehe nicht das war, was er sich selbst so gern einredete.
Was das angeht, ist ‚Entscheidung‘ schon durchaus nah dran an der Wahrheit …
Im neuen Jahr, ich glaube im Februar, gestanden wir uns gegenseitig unsere Liebe, denn das war es längst geworden. Profundes Vertrauen, Zuneigung ohne Zweifel.
Trotzdem entschied sich Gerry aus Pflichtbewusstsein und ich denke auch Schuldgefühlen für seine Ehe und gegen mich.
Ich konnte zwar nicht gut damit umgehen, aber ich habe es versucht. Seine Freundschaft war mir wichtiger als eine Liebesbeziehung.
Okay, das habe ich mir eingeredet, aber letztlich nicht durchziehen können.
Ich beschloss, dass ich ihn treffen musste, um mit diesen krassen Gefühlen abschließen zu können. Denn bis dahin hatten wir uns nie live gesehen.
Tja, ich lauerte ihm am 12.3.2014 auf und irgendwie war alles so … verrückt!
In einem Gespräch, in dem wir über ein mögliches Treffen herumfabuliert hatten, hatte ich erzählt, was ich tun würde, wenn er vor mir stünde.
Ich wollte meine Rechte auf sein Herz legen. Keine Umarmung, kein Kuss.
Das tat ich, während wir uns – voll kitschig – in die Augen gesehen haben.
Wir redeten, ein oder zwei Stunden lang, dann trennten sich unsere Wege kurzfristig.
Vorher hatten wir schon geskyped, aber nun telefonierten wir, so oft es ging.
Eine knappe Woche später stand er vor meiner Tür und wieder redeten wir ewig lange.
Ein paar Tage später waren wir offiziell ein Paar.

Gerry: Auf FB bin ich häufig über den Namen Nathan Jaeger gestolpert, und als er Testleser für GMubS suchte, konnte ich endlich meine Neugier nach seinem Schreibstil und seiner Arbeitsweise befriedigen.
Zu Anfang hatte ich arge bedenken, ob ich bei dieser Arbeit nicht mit ihm aneinandergeraten würde, da ich bei Korrekturarbeiten eine echte Nervensäge sein kann.
Ich wurde angenehm überrascht, da Nat sehr gut mit meinen Anmerkungen umgehen konnte.
Wir wurden FB-Freunde und führten gelegentlich ein paar Chats über neue Buchideen.
Allerdings muss ich gestehen, dass wir einige Male aneinandergerieten, da einige seiner Postings / Meinungsäußerungen für mich echt arrogant klangen.
Doch statt öffentlich einen Streit vom Zaun zu brechen, schrieb er mich jedes Mal privat an, um die Sache zu klären. Diese Gespräche weckten meine Neugier, ich wollte ihn näher kennenlernen, wollte ihn besser verstehen.
An Halloween kamen wir zufällig wieder ins Gespräch und diesmal redeten und redeten wir, bis es draußen hell wurde.
Ich weiß gar nicht, wie ich die folgenden Wochen überstanden habe. Meist hatte ich noch kein Auge zugemacht, wenn ich zur Arbeit musste, aber ich wollte einfach nicht ins Bett, dafür waren unsere Gespräche viel zu intensiv.
Nat war der erste Mensch, mit dem ich über alles reden konnte. Er verblüffte mich immer wieder mit seiner Empathie. Niemand konnte so zwischen den Zeilen lesen wie er.
Mit der Zeit schlich er sich immer tiefer in mein Innerstes. Es wurde für mich zur Strafe, wenn ich nicht wenigstens einmal am Tag mit ihm chatten konnte.
Es war das erste Mal für mich, dass ich einen besten Freund hatte, dem ich selbst meine geheimsten Sorgen und Nöte anvertrauen konnte.
Was soll ich noch groß erzählen? Nat schlich sich in mein Herz, wurde ein Teil davon.
Er hatte mir immer wieder gesagt, eine neue Beziehung käme für ihn nicht infrage, schon gar nicht mit einem verheirateten Mann.
Obwohl ich wahnsinnige Angst davor hatte, ihn als Freund zu verlieren, konnte ich es irgendwann nicht mehr für mich behalten, wie sich meine Gefühle ihm gegenüber verändert hatten.
Nun, das Ergebnis ist wohl hinreichend bekannt. :)

50.   Steckt wirklich soviel von euch, in euren Büchern? Oder bilde ich mir das nur ein?
Nat: Ja, es steckt sehr viel von uns in manchen Geschichten.

Gerry: Wenn man über Liebe und Beziehungen schreibt, lässt es sich wohl nicht vermeiden, immer ein Stück von sich selbst einzubringen, auch wenn man es gar nicht beabsichtigt.

51.   Ihr schreibt ja auch schon länger als ihr zusammen seid, was kam zuerst, die Beziehung oder das gemeinsame Schreiben?
Nat: Ich weiß nicht, woher diese Information stammt, aber sie ist falsch. Wir schreiben erst zusammen, seitdem wir auch zusammen sind. (Zumindest denke ich das, so spontan.)
Die Frage, was zuerst kam, ist in jedem Fall einfach zu beantworten: Selbst wenn viele Gedichte eindeutig für Gerry entstanden sind, gemeinsam geschrieben haben wir erst, nachdem wir offiziell zusammen waren.

Gerry: Wenn meine Erinnerung mich nicht trügt, haben wie die ersten gemeinsamen Geschichten erst geschrieben, nachdem wir fest zusammen waren.

52.   Wie schnell (oder langsam) seid ihr zusammengezogen?
Nat: Wir sind offiziell seit dem 22.3.2014 zusammen. Ende Juli ist Gerry eingezogen. <3

Gerry: Na ja, es ging recht schnell. In der Wohnung meines Mannes konnte ich, nachdem ich ihn vor vollendete Tatsachen gestellt hatte, unmöglich noch lange bleiben.

53.   Was mich interessieren würde, wenn man euch hier so liest, seid ihr soo unheimlich verliebt, redet ihr im Alltag auch so oder ist das nur schriftlich?
Nat: Vermutlich müsste es uns peinlich sein, aber tatsächlich reden wir auch so miteinander. Gerry ist mein Baby, wir sagen uns täglich mehrfach, dass wir uns lieben, zeigen es noch öfter (sei es mit frischem Kaffee oder der Bitte, vorsichtig zu fahren).
Wir küssen uns bei jeder, sich bietenden Gelegenheit, teilweise auch mitten im Supermarkt, aber nur so ganz schnell und kurz … Alles andere wäre wohl zu gefährlich in der heutigen Zeit …
Also ja, wir sind im wahren Leben genauso, wie wir schriftlich auf Fb sind. Verliebt wie vor dem ersten Treffen und noch mehr.
Wenn es möglich ist, liebe ich meinen Mann nämlich stündlich mehr. <3

Gerry: Aaaaalso … nur für ‚die Leute‘ würde ich sowas nicht machen.
Es ist auch im Real Life so, dass wir sehr verliebt und zärtlich miteinander umgehen. Okay, wir knutschen nicht unbedingt auf der Straße, einfach um Ärger oder Repressalien zu vermeiden, aber Händchen halten und ein schneller Kuss, wenn uns danach ist, sind schon drin.

54.   Wo habt ihr euch das erste Mal geküsst und wer hat den Anfang gemacht und was für ein Kuss war es?
Nat: Nach dem zweiten Treffen hier bei mir habe ich Gerry nach unten zum Motorrad gebracht und … ich bin nicht sicher, wer wen geküsst hat, aber es war ein hungriger, verzweifelter Kuss, weil es ein Abschiedskuss war (wenn auch nur für eine kurze Zeit ohne einander).

Gerry: Es passierte bei meinem zweiten Besuch bei Nat. Er brachte mich zum Parkplatz und dann standen wir da … schauten uns tief in die Augen … keiner traute sich so richtig.
Ich kann nicht genau sagen, wer letztendlich die restlichen Zentimeter überbrückte.
Auf jeden Fall werde ich diesen ersten Kuss niemals vergessen!
Ich wollte nicht gehen, nicht wieder nach Hause, selbst wenn es nur noch für eine kurze Zeit war.

55.   Wer ist romantischer von euch zweien (falls ihr überhaupt romantisch seid).
Nat: Ich fürchte, das bin ich, wobei man das so klar nicht sagen kann.
Wenn es um kitschige Kleinigkeiten geht, zum Beispiel Zettelchen mit Liebesbotschaften, wenn ich erst morgens ins Bett gehe, während Gerry schon lange pennt, oder eine kurze Nachricht im Messenger, wenn einer von uns allein unterwegs ist … Blumen oder sowas schenken wir uns selten. Zuletzt habe ich Gerry ein Lebensbäumchen für den Balkon mitgebracht, weil es so ein bisschen weihnachtlich aussah (mit Schnee dran).
Beim Einkaufen, also wenn einer bei Maja bleibt, und einer allein losdüsen muss, bringt der Einkäufer sehr oft eine Leckerei für den anderen mit.

Gerry: Gute Frage *lach
Natürlich Nat, ich bin doch kein Romantiker! *Finger über Kreuz leg*
Nein, Spaß beiseite. Ich glaube, wir tun uns da beide nicht sehr viel.
Wenn ich allein unterwegs bin, schickt Nat mir verliebte Nachrichten über den Messi. Dafür bringe ich ihm vom Einkaufen oft etwas mit, was er sehr gerne mag.
Wenn ich gekocht habe, decke ich den Tisch manchmal richtig nett ein.
Einfach nur Kleinigkeiten, die dem anderen zeigen sollen, wie sehr man ihn liebt.

56.   Gab es schon mal eine Situation, Verhaltensweise, Reaktion oder nen Spruch für die ihr euch für den Anderen "fremdgeschämt" habt?
Nat: Es würde von bemerkenswert schlechtem Geschmack zeugen, wenn ich mich jemals für meinen Mann fremdschämen müsste. Also nein, ist nie vorgekommen und wird auch nie vorkommen.

Gerry: Nein! Ich könnte nicht mit einem Menschen zusammen sein, der sich so daneben benehmen würde, dass ich mich für ihn schämen müsste.
Davon abgesehen, wäre so etwas völlig gegen Nats Natur.

57.   Wart ihr schon gemeinsam in einer Sauna?
Nat: Nein, ich vertrage auch die mildeste Sauna nicht.

Gerry: Da Nat Sauna absolut nicht verträgt, wird es nie dazu kommen.
Ich für meinen Teil gehe sehr gern in die Sauna und mache das auch hin und wieder nach dem Sport.

58.   Habt ihr euch mal "sexy Schlüpper" geschenkt und wenn ja, wer sah in seinem besser aus?
Nat: *pruuuuust* Allein die Vorstellung!!! Also irgendwie passen ‚sexy‘ und ‚Schlüppi‘ schon nicht zusammen, oder? Und nein, Reizwäsche in dem Sinne haben wir uns nie geschenkt, weil wir sie nicht brauchen. Da ist es eher so, dass einer von uns heimlich neues, schickes Spielzeug organisiert ^^
Aber ich kann versichern, dass Gerry im Adamskostüm mit schicken, schwarzen Manschetten an Hand- und Fußgelenken seeeeehr gut aussieht. xD

Gerry: *vorLachenuntermTischlieg*
Aaaaalso … sexy Schlüpper gibt es bei uns ganz sicher nicht. *schauder
Aber mal ehrlich, was stellt Ihr Euch darunter eigentlich vor?
String Tanga? Slip mit Elefantenkonterfei?
Ich würde mich wohl schlapplachen, wenn Nat so etwas tragen würde.
Mir gefällt nackte Haut wesentlich besser, von daher würde ich nie auf die Idee kommen, Nat in sogenannte ‚Reizwäsche‘ hüllen zu wollen.
Außerdem stehen ihm seine normalen Pants ausgezeichnet, da brauche ich keine zusätzlichen Reize.

59.   Was ist euer Lieblings-Tick am jeweils anderen?
Nat: Hm, ich grüble, seitdem ich diese Frage gesehen habe, ob Gerry überhaupt einen echten Tick hat, und mir ist keiner eingefallen. Demnach habe ich auch keinen Lieblingstick …

Gerry: Keine Ahnung, ob man es als Tick bezeichnen kann, aber Nat hat die äußerst liebenswerte Angewohnheit, mich stets und ständig zum Lachen bringen zu wollen.
Völlig egal, ob ich müde, gereizt oder richtig zornig bin.
Ich kann noch so sehr versuchen, mich von seinen Albernheiten nicht beeindrucken zu lassen, es dauert keine Minute und schon hat er mich wieder.
Selbst wenn ich auf ihn sauer bin, gelingt es ihm immer wieder.

60.   Nach dem öffnen der Ehe für alle, traut ihr euch auch? Habt ihr schon? Wenn ja Feier im kleinen Kreis, keine Feier oder einfach lassen wie es ist?
Nat: Wir sind noch nicht verheiratet, aber ja, es ist in Planung. Wir werden es still und ohne große Ankündigung bei Freunden und Familien einfach ‚tun‘.
Anschließend wollen wir ganz in Ruhe, evtl. mit Maja, irgendwo hin und gemeinsam essen. Aber wir planen weder eine Party noch etwas anderes in der Richtung.

Gerry: Klar trauen wir uns. :) Es müssen nur noch ein paar Formalitäten erledigt werden, dann können wir den Termin festlegen.
Wir sind uns von Anfang an darüber einig gewesen, dass wir heimlich, still und leise heiraten. Keine Familie, keine Freunde, nur wir und ggf. Maja, wenn wir sie mitnehmen dürfen.