Montag, 16. Februar 2015

[Wissen] Leserunde - Was ist das?


(C) Gerry Stratmann


Hallo zusammen,

da in den vergangenen Tagen, aber auch früher schon, mehrmals Anfragen kamen, was genau denn nun eine Leserunde ist, werde ich es heute erklären :)
Ich finde, das ist ein guter Auftakt für das hier geplante Lexikon für LeserInnen und AutorInnen.
Auch wenn Du LeserIn bist, solltest du die Abschnitte 'für AutorInnen' lesen. ;)

:)

Leserunde

Definition 
Eine Leserunde ist ein spannendes Werkzeug, ein Bindeglied zwischen den Geschichten, die ein Autor schreibt, und den LeserInnen derselben.
In einer Leserunde lesen alle das gleiche Buch, teilen dazu ihre Gedanken und Gefühle mit den anderen teilnehmenden Leuten.

Wozu ist das gut?
AutorInnen leben vom Feedback, von den Rückmeldungen auf emotionaler Ebene, die nur LeserInnen liefern können.
Wie kommt eine bestimmte Szene an? Welche ist die Lieblingsszene, welche geht gar nicht?
Welcher Protagonist ist glaubhaft, welcher erweckt Zorn, Hass, Mitleid?
Solche Dinge sind sehr spannend für die Urheber der Geschichten, und helfen dabei, zukünftige Texte besser, klarer, logischer zu machen.

Was genau muss ich tun ...

... als AutorIn?
Ein/e AutorIn schreibt zu einer Geschichte eine Leserunde aus. Dies kann in einem Forum geschehen, in einer FB-Gruppe, in einer speziellen Community dafür (Lovelybooks, Literaturschock). Dort wird neben einem kurzen Abriss über den Inhalt der Geschichte evtl. auch eine Frage gestellt.
Ganz wichtig aber ist, gerade für die Interessenten, die das Buch noch nicht besitzen, dass für eine Leserunde kostenlose Exemplare der Geschichte angeboten werden.
Meistens in begrenzter Zahl, aber die Chancen, mitmachen zu dürfen, stehen nicht schlecht.
Es gibt sogar AutorInnen, die jedem Bewerber ein -Book schenken, damit alle Interessierten auch mitmachen können.
Der zu lesende Text wird nun in Abschnitte gegliedert, über die die LeserInnen einzeln diskutieren können. Ob Du dafür Kapitel oder Seitenzahlen nimmst, hängt hauptsächlich davon ab, wie lang der Text ist, und wo die Unterteilungen wirklich sinnvoll sind.

... als LeserIn?
Du musst Dich für ein Buch interessieren, um das es gehen soll, bewirbst Dich dann bei der entsprechenden Ausschreibung, wenn Du die gewünschten Kriterien erfüllst.
Die Kriterien können sehr vielfältig sein.
Manche AutorInnen stellen eine Frage, die zum Teil sehr persönlich beantwortet werden muss, andere verlangen ein Mindestalter und evtl. auch eine Mindestanzahl an bereits verfassten Rezensionen vom möglichen Teilnehmer.
Letzteres wohl hauptsächlich, um zu vermeiden, dass eines der ausgeschriebenen Gewinnbücher zwar abgeholt, anschließend aber nicht besprochen wird. Näheres dazu später. :)
Wenn Du die Bewerbungsphase 'bestehst' und an deren Ende ausgewählt/ausgelost wirst, um teilzunehmen, wird dir der/die AutorIn entweder das E-Book oder Taschenbuch zusenden, sobald die Kommunikationsdetails ausgetauscht sind.
In der Regel muss man angeben, welche E-Mail-Adresse man besitzt oder bei Taschenbüchern die Postadresse.

Ich bin dabei! Aber ... was nun?!
Nun liest Du das Buch, machst Dir evtl. Stichpunkte (schöne Stellen im Text, Gedanken, Gefühle, die Dich überkommen haben, Unklarheiten usw.)
Natürlich ist das kein Muss, aber vielleicht hilft es Dir, gerade bei Deiner ersten Leserunde oder sehr langen Kapiteln/Abschnitten, besser den Überblick zu behalten.
Vielleicht möchtest Du deshalb also Stichpunkte vermerken oder Kommentare/Markierungen in Deinem Leseexemplar des E-Books machen.
Wi schnell verliert man sonst den Überblick und weiß nicht mehr, in welchem Abschnitt nun was genau stand?

Diskussionen, Meinungen, Unterhaltungen ... muss ich das machen?
Hm, auch hier gilt: Nichts MUSS, aber vieles KANN.
Du bist durch die Teilnahme und das Annehmen des Leseexemplares zwar keinen Vertrag eingegangen, aber doch lastet eine gewisse 'Ehrenschuld' auf Dir.
Der/die AutorIn ist in Vorleistung gegangen und hat Dir etwas überlassen, damit Du Dich intensiv damit beschäftigen kannst.
Dass du dies auch wirklich willst, hast Du mit Deiner Bewerbung kundgetan, und es ist nur fair, jetzt Deinen Teil der Abmachung einzuhalten.

Wie genau sieht das denn nun aus?

Lies und kommentiere.
Nervt Dich ein Protagonist?
Verstehst Du nicht, wieso einer so oder so reagiert?
Ist ein Satz besonders toll?
Was denkst Du über die Szenen, vielleicht führen sie Dich gedanklich in eine ganz bestimmte Richtung? Dann sag es gern, die AutorInnen werden es Dir danken, denn so sehen sie, ob ihre Texte 'funktionieren'.
Bei einem Krimi, zum Beispiel, sollte man natürlich nicht spoilern (also das Ende oder etwas Entscheidendes verraten) aber man darf seine Vermutungen äußern, auf verdächtige Dinge hinweisen oder auch sagen, wenn einem etwas oder jemand total gruselig/komisch vorkommt.

Lies auch die Kommentare der anderen Teilnehmer, tausche Dich aus, entdecke neue Blickwinkel, andere Sichtweisen, diskutiere über das Gelesene.
Vielleicht ändert sich dabei Dein Eindruck, vielleicht bestärkt er sich, in jedem Fall aber wirst Du in einer Leserunde auch Menschen treffen, die vollkommen anders an einen Text herangehen als Du selbst.
Das ist auch für Dich als Leser eine spannende Möglichkeit, einmal in den lesetechnischen Kochtopf anderer zu blicken.

Hast Du bestimmte, nicht unbedingt im Text beschriebene Vorstellungen von Ort, Figuren, Charakteren? Sag es! :)

Alles, was Du an Feedback zu geben hast, kann hilfreich, spannend oder sehr, sehr interessant sein.
Nicht nur für die anderen Teilnehmer, sondern auch und vor allem für die AutorInnen!

Der Zeitfaktor ...

Das klingt doch alles sehr zeitaufwändig! Ich habe auch noch ein reales Leben, eine Familie, ein Haustier, einen Job ...

... und genau diese Dinge und Personen, Dein Alltag und reales Leben sind der Grund, wieso Du eine ganz eigenes, brauchbare, interessante und hilfreiche Meinung zu jedem von Dir gelesenen Text hast!

Natürlich verlangt keiner, dass Du von morgens bis abends in einer Leserunde bist, ständig aktualisierst und nachsiehst, ob wieder jemand etwas zur Diskussion beigetragen hat.
Auch lesen nicht alle gleich schnell.
Nimm Dir Zeit und lass den anderen Zeit.
Viele können nur abends, manche haben Schichtdienst und sind mal morgens, mal abends in der Leserunde.
Eine Leserunde ist nichts, bei dem alle gleichzeitig anwesend sein müssen, um sich auszutauschen.
Das ist das Schöne daran. Man kann sich beteiligen, wenn es der eigene, private Zeitplan hergibt.
Nichts ist Pflicht oder Zwang. Es gibt schlicht keine festen Zeiten.

Was muss ich beachten, wenn ich echt aktiv mitmachen will?
Man kann aber ganz grob sagen, dass eine Leserunde in den ersten 14 Tagen den stärksten Diskussionsraum bietet, da hier die meisten aktiv lesen und kommentieren.
Generell aber rechnet ein/e AutorIn aber wohl mit mindestens vier Wochen Leserunde, natürlich NACH der Bewerbungszeit und dem Versenden der Bücher.

Mein Lesetempo ist zu langsam, andere sind viel schneller!
Na und? Jeder in seinem Tempo, nach seinem eigenen Zeitplan. Mehr oder weniger wird nicht verlangt. :)

Und wenn ich was Falsches sage?!
Geht nicht! Sei ehrlich, sag Deine Meinung, in Deinen Worten.
Niemand verlangt einen Seelenstrip, Du erzählst und sagst nur, was Du wirklich teilen möchtest.

Gut, ich habe gelesen und diskutiert, bin also 'fertig'. Was mache ich jetzt?
Jetzt wäre es schön (meistens verlangen das die Teilnahmebedingungen sogar), wenn Du in Deinen Worten eine Zusammenfassung deiner Meinung abgibst. Dies kann in Deinem Blog, auf einer Verkaufsplattform oder in der Community, in welcher die Leserunde stattfindet, geschehen. Gern auch auf allen Dir zugänglichen Kanälen, denn letztlich soll auch Deine Rezension ein wenig Werbung für den Text machen.

Ich fand das Buch aber blöd, soll ich dann lieber nichts sagen?
Auf gar keinen Fall!
Deine Meinung ist und bleibt Deine Meinung.
Ja, es gibt AutorInnen, teilweise sogar Verlage, die ziemlich verschnupft reagieren können, wenn ihre 'Babys' nicht mit 5 Sternen und Lobeshymnen bedacht werden, aber das soll und darf niemanden abschrecken.
Ehrlichkeit zählt immer mehr als das Egostreicheln eines/r AutorIn.
Du schreibst die Rezension doch nicht aus Dankbarkeit für das Leseexemplar, sondern weil Du dich so intensiv mit dem Text beschäftigt hast, dass Du andere an Deinen Erfahrungen teilhaben lassen möchtest.

Wenn Du unsicher bist, schreib den/die AutorIn an, frag nach, was Du machen sollst.
Sei Dir sicher, ein/e seriöse/r AutorIn wird Dir dazu raten, Deine Meinung ungeschönt kundzutun. Sagt man Dir, Du mögest bitte keine Rezension veröffentlichen, mach Dir bitte ein paar Gedanken zum Thema Meinungsfreiheit und Charakter Deines Gegenübers. ;)



Alles gelesen?
Dann hast Du es geschafft und weißt nun, wie eine Leserunde abläuft, was Du zu tun hast, welchen Sinn sie hat.
Hast Du weitere Fragen? Dann hinterlass gern einen Kommentar, ich werde versuchen, Deine Fragen einzubauen und zu klären.

Nun wünsche ich Dir wahnsinnig viel Spaß, Input und Energie für Deine zukünftigen Leserunden!

Liebe Grüße

Euer Nat

Sonntag, 15. Februar 2015

Mitmachaktionen

Hallo zusammen,

mich beschäftigt seit einiger Zeit die Frage, was LeserInnen dazu bewegt, bei Aktionen von AutorInnen und Buchblogs mitzumachen.
Seien es Leserunden, Blogtouren, Verlosungen oder Auktionen, mittlerweile zeichnet sich ein deutliches Bild ab, welches mir überhaupt nicht gefällt.

Wenn bei dem einen (Leserunden, Mitmachrätsel, geforderte Kreativität) nur SEHR wenige Leutchen mitmachen, scharen sich schier endlos viele Personen um den Initiator einer Aktion, wenn es etwas geschenkt gibt.

Besonders deutlich wird dies, wenn viele Geschenke zur Disposition stehen.
Man denke nur an Ramonas Adventskalender (TheWorldofBigEyes - Gaybook-Adventskalender) 2014, bei dem vom 1.12. bis 24.12., und sogar eine Silvesterverlosung am 31.12. stattgefunden haben.
Da gab es hunderte von Teilnehmern.
Schöne Aktion, gelungene Sache.

ABER:
Wo sind die ganzen Teilnehmer hin, wenn es nun eine Valentinsaktion gibt, bei der man 'etwas tun' muss, und nicht nur einfach "HIER!" zu schreien braucht?

Eine Kontaktanzeige formulieren, noch dazu für den Lieblingsprotagonisten, kann doch nicht sooooo schwer sein?
Ganze drei Teilnehmer hat dieser Teil der Aktion momentan.
Bei den Fragestunden, in denen die Leser bestimmten AutorInnen Löcher in den Bauch fragen durften, ging es etwas reger zu, dennoch bleibt das bisherige Ergebnis schlicht niederschmetternd.

Dabei GIBT es Gewinne!

Offensichtlich nicht die richtigen, der Anreiz zum Mitmachen fehlt.

Schade finde ich das, zeigt es sich aber doch auch in Blogtouren und Leserunde, dss es immer wenige, aber dafür sehr rege Teilnehmer gibt.

Zum Thema Leserunden kann ich übrigens auch bei geringer Teilnehmerzahl nur sagen, dass sie sich immer gelohnt haben. Feedback von aufmerksamen LeserInnen ist durch nichts zu ersetzen.

Dennoch, der fade Beigeschmack, den die letztlichen Erkenntnisse mit mich bringen, enttäuscht - wohl nicht nur mich.

Sind die LeserInnen übersättigt?
Gab/Gibt es zu viele Geschenke?

Ab wann ist es für Dich reizvoll, irgendwo mitzumachen?

Schreib doch hier oder unter dem auf FB geteilten Beitrag mal Deine Gedanken dazu auf, bitte!

Liebe Grüße

Euer Nat

Hier noch der Link zur aktuellen Aktion: Gay Romance Challenge