Freitag, 26. Juli 2013

Ich bin ein intolerantes Arschloch

Hallo zusammen,

heute mal was ganz anderes von mir, das trotz allem einen gewissen Bezug zu dem hat, was ich in meinem Beruf als Autor so mache ...

Immer wieder frage ich mich, inwieweit das Wort 'Toleranz' für mich Bedeutung hat.
Ich meine, ich kann sehr viele Dinge tolerieren, hinnehmen, akzeptieren. Sogar vollkommen zu meiner eigenen Meinung konträre Gedanken kann ich gelten lassen - meistens.

Ich kann deshalb aber noch lange nicht alle nachvollziehen und auch nicht alle verstehen.

Ich glaube, das allein schon macht mich zu einem SEHR intoleranten Zeitgenossen.

Um mal zu sagen, wen oder was ich echt nicht tolerieren kann:

Gesinnungsgesteuerten Hass (das bezieht sowohl Extremismus in jede Richtung als auch religiös orientiert mit ein!) und die damit verbundenen, zum Teil sogar gesetzlich geduldeten Gewalttaten.

Der eine Staat droht allen Homosexuellen mit Enthauptung, in einem anderen werden homosexuelle Jugendliche/junge Erwachsene mit Tricks in die Falle gelockt und aufs Schlimmste gedemütigt, verhauen, erniedrigt.

Beides geschieht - wie viele andere Dinge auch - unter den fest verschlossenen Augen der Mitbevölkerung, teilweise auch von ebenjener gefeiert und befürwortet.

Ist das normal?

Ich fürchte ja!

Wir alle haben Probleme damit, anderer Leute Meinungen gelten zu lassen, nicht jeder Dialog, nicht jede Diskussion findet einen Konsens oder Kompromiss.

Aber es gibt in meinen Augen Themen, bei denen es mit Kompromissen auch gar nicht getan ist!

Dazu gehören die absolute Gleichstellung von allen Menschen, die unter dem Begriff LGBT (Lesbian, Gay, Bisexual & Transgender)  zusammengefasst werden können, ebenso wie die Gleichstellung aller anderen sogenannten 'Randgruppen'.

Jetzt natürlich die Frage: Sind Neonazis nicht auch eine Randgruppe?
Mag sein, aber hier kommen wir wieder zu meiner Kernaussage: Ich bin ein intolerantes Arschloch!

Vielleicht ist es einfacher, mich von diesem ganzen angeblichen Toleranz-Quatsch zu verabschieden, um dieser Kategorisierung zu entgehen ...

Ich unterstütze auch in Zukunft einfach alle Dinge, die mir am Herzen liegen:

- Petitionen gegen Tier- und Menschenmisshandlung, Ausbeutung von Tieren/Menschen usw
- Petitionen gegen Nationen oder Regierungen, die aus welchen Gründen auch immer Menschen in unterschiedliche Klassen (oder gar Rassen!) einteilen (ja, die Amis haben bei mir auch nicht die besten Karten ...)
- Aufrufe gegen Gewalt
- sinnreiche, tiefgründige und gute Literatur zu den Themen, die mir am Herzen liegen. (Das sind Blogs, manche Zeitungsartikel, einige Bücher und auch mal ein Status auf Facebook ;) )

Klingt für mich doch gar nicht so schlecht. Da bin ich also ein intolerantes Arschloch mit Idealen?

Genau!

Schublade gefunden :D ... und gleich wieder herausgehüpft. Ich mag nämlich keine Schubladen.

Aber darum geht es ja gar nicht. Es geht einzig darum, dass Menschen lernen müssen, anderen Menschen nicht länger nach der Frage zu beurteilen, wen sie lieben, was sie glauben usw.

Und das wird einfach nicht funktionieren!
Menschen neigen dazu, andere für sich denken zu lassen, Unbequemes weit, weit weg zu schieben und zu ignorieren.

Ich gebe zu, in vielen Fällen ignoriere ich den Rechtsextremismus ebenso wie den Linksextremismus. Ich kann nicht einmal genau sagen, wieso. 
Vielleicht liegt es daran, dass ich solchen Themen und den damit einhergehenden Ideologien einfach kein Forum bieten will.
Vielleicht aber auch daran, dass es in meinem Bekanntenkreis niemanden gibt, der sich in irgendeiner Weise extrem verhält.

Stattdessen verlagere ich mich darauf, die Aufmerksamkeit auf das Positive zu lenken. 
Jeder kann eine Petition mitzeichnen, dafür braucht man nicht aus dem haus gehen, muss nicht fürchten, dass die Ordnungskräfte ihn/sie angreifen oder an irgendetwas hindern.
Man kriegt keine blutige Nase dabei und kann doch was tun.

Und ich kann das tun, was ich - zumindest laut Aussage verschiedener LeserInnen - am besten kann:

Schreiben.

Das sind natürlich die Hände von drei Männern :)


Über schwule Jungs, schwule Männer, deren Liebe, deren Sex, deren Probleme, deren Fragen an das Leben, deren Trauer und Sorgen.

Immerhin macht mein recht konservativer Vater Werbung für meine 'schwulen' Bücher, meine Mutter verkündet an Geburtstagskaffeetafeln, dass sie die Sexszenen am liebsten hat, weil sie vorher nie gedacht hätte, dass Sex zwischen Männern so natürlich sein kann ...

Muss ich erwähnen, wie sehr beide zu Anfang die Nase gerümpft haben, als ich begann, mich den homosexuellen Protagonisten zu widmen?

Egal, denn JETZT machen sie Werbung, schaffen ein Bewusstsein für homosexuelle Themen in ihren Bekanntenkreisen und sind furchtbar stolz auf mich.

Tja, und das erfüllt mich ehrlich gesagt mit Stolz. :)


Ich wünsche Euch einen tollen Rest-Sommer, so viel oder wenig Sonne, wie ihr dazu braucht, hoffe, dass Ihr nicht versucht, jeden und alles zu tolerieren, nur weil TOLERANZ so ein TOLLES Wort ist. *gg*

Nat